Bericht von ACUS Bundeskongress 2001
von Alois Reisenbichler, Mitglied der ILRS Exekutiv-Komitee

1. Eröffnung:

SPÖ Vorarlberg-Vorsitzender Manfred Lackner eroeffnet
ACUS Bundeskongress:
Christentum und Sozialdemokratie:
Gemeinsam für die Schwachen

Der Vorsitzende der SPÖ Vorarlberg NR. Manfred Lackner
eröffnete am Abend des Nationalfeiertags den in Batschuns vom
26. bis 28. Oktober 2001 stattfindenden Bundes-
kongress der Arbeitsgemeinschaft Christentum und
Sozialdemokratie (ACUS)
.

Der Vorarlberger Sozialdemokrat sprach sich entschieden
gegen alle Verschlechterungen für Asylbewerberinnen
und Asylbewerber aus: "Da wir als Sozialdemokratinnen
und Sozialdemokraten für die Schwachen eintreten,
müssen wir das Recht auf Asyl gegen die reaktionären
Angriffe aus Kärnten entschieden verteidigen."

Zu den Äußerungen von Bundeskanzler Schüssel gegen
die Neutralität Österreichs meinte der Vorarlberger
SPÖ Vorsitzender: "Schüssel als
Bundeskanzler ist überflüssig, nicht unsere
immerwährende Neutralität."


2. VORTRAG BISCHOF HEITZ:

Der altkatholische Bischof Bernhard Heitz hielt
am 27. Oktober 2001 das Hauptreferat beim
Bundeskongress der Arbeitsgemeinschaft
Christentum und Sozialdemokratie (ACUS)
in Batschuns.

Bischof Heitz ging von einer "ungehaltenen Rede" aus,
die die Mächtigen nach dem 11. September zu einer
anderen Antwort als Gewalt auf die Terroranschläge
hätte bewegen können: "Es gilt an einer Welt zu
bauen, in der den Schwachen unter die Arme gegriffen
wird, und in der der Kreislauf der Gewalt durchbrochen
wird durch die Erfahrung weltweiter Gerechtigkeit."
Sie sei die einzige Antwort gegen Armt und Hoffnungs-
losigkeit. Es bedürfe einer gerechten Weltwirtschafts-
ordnung und einer besseren Entwicklungspolitik.

Bischof Heitz trat auf der lokalen Ebene der Politik
bei allen wirtschaftlichen Entscheidungen für eine
Sozialverträglichkeitsprüfung ein und plädierte
darüber hinaus für einen weltweiten, interkulturellen
und interreligiösen Dialog. Es müsse lokal gehandelt,
aber global gedacht werden. Auch hätten sich alle
politischen Enscheidungen einer Ethikverträglichkeits-
und Nachhaltigkeitsprüfung zu unterwerfen.

Für alles kirchliche und religiöse Handeln sprach sich
der Bischof für eine Evangliumsverträglichkeits- und
Oekumene-Verträglichkeitsprüfung aus. Hier müßten die
Kirchen viel mutiger sein.

Zuletzt stellte Bischof Heitz die Inhalte des Oekumenischen
Sozialberichts aller christlichen Kirchen in Österreich
dar und nannte einige Beispiele, die durchaus
Sprengkraft für unsere Gesellschaft und für die
Kirchen selbst bedeuten.


3. VORTRAG Gen. RUDOLF KASKE

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe,
Persönlicher Dienst Rudolf Kaske bemerkte bei seinem
Hauptreferat beim Bundeskongress der Arbeitsgemeinschaft
Christentum und Sozialdemokratie am 27. Oktober 2001
in Batschuns, "dass es wichtig ist, für jene die Stimme zu
erheben, die nicht im Lichte, sondern im Schatten stehen."

"Es sollte uns zu denken geben", so Kaske weiter, "dass
sich nicht alle ein gleich großes Stück vom Kuchen abschneiden
können.Armut ist aber kein Schicksal, sondern kann durch gezielte
Sozialpolitik vermieden und zurückgedrängt werden."

Abschließend erinnerte Rudolf Kaske an den verstorbenen
Sozialminister und Gewerkschafter Alfred Dallinger, der
sinngemäss meinte: "Es ist kälter geworden in diesem Land."
"Dieser Auspruch hat unter der heutigen Regierung mehr denn
je seine Berechtigung", schloß Kaske.

4. INTERNATIONALES

Der Dialog Christentum und Sozialdemokratie und das
Gespräch Religionen und ArbeiterInnenbewegung
ist eine internationale Bewegung.

Die Vizepraesidentin der Internationalen Religiösen
Sozialisten und Sozialisten (ILRS) Dr. Irene Häberle
betonte am 27. Oktober 2001 beim Bundeskongress
der Arbeitsgemeinschaft Christentum und
Sozialdemokratie (ACUS) in Batschuns: "Gemeinsam
FÜR die Schwachen ist zuwenig, wir müssen gemeinsam
MIT den Schwachen, z. B. mit den Benachteiligten, den
an den Rand Gedrängten an der Verwirklichung des
Reiches Gottes zu arbeiten, wo alle Menschen Platz
haben."

Die Internationale Liga der Religiösen Sozialistinnen und
Sozialisten hat Beobachterstatus bei der Sozialistischen
Internationale und ist eine internationale Plattform
für den Dialog von religiösen Menschen und der
Sozialdemokratie

5. PODIUMSDISKUSSION


Der Bundeskongress der Arbeitsgemeinschaft
Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) wurde
am Sonntag, 28. Oktober 2001 mit einer Podiums-
diskussion zum Tagungsmotto "Gemeinsam für die
Schwachen" fortgesetzt:

Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei
Vorarlberg NR Manfred Lackner meinte: Es ist Zeit,
darüber nachzudenken, ob Sozialabbau und Ausgrenzung
heute, wo auf einer Seite Überfluss und
grosser Wohlstand herrscht, noch zeitgemäss ist. Die
Sozialdemokratie muss sich diesen Themen verstärkt
annehmen und eine andere Wirtschafts-, Finanz- und
Sozialpolitik den Bürgerinnen und Bürgern vermitteln."

Der Caritas-Seelsorger Pfarrer Mag. Elmar Simma sagte:
"Wir Christinnen und Christen sollen beim Bemühen um
soziale Gerechtigkeit die 'Evangeliumverträglichkeitsprüfung'
machen und fragen: Entspricht das dem Recht und der
Gerechtigkeit, die Gott von uns einfordert."

Pfarrerin Maga. Fridrun Weinmann (evangelische Kirche)
betonte: "In Gegenwart und Zukunft wird es immer notwendiger
werden, den Worten der Prophetinnen und Propheten zu folgen
und für Gerechtigkeit zu sorgen. Nur das kann die Wurzel
des Friedens sein. Wir müssen Partei ergreifen für alle
Menschen dieser Welt."

Der Textilunterunternehmer Komm.-Rat Ing. Otto Kazil
stellte fest: "Die Wirtschaft hat die Aufgabe, den Mehrwert
zu schaffen, und die Politik den Auftrag, diesen Mehrwert
sozial zu verteilen."

Maga. Renata Schmidtkunz stellte das Volksbegehren
Sozialstaat Österreich, das von der SPÖ und der
ACUS unterstützt wird, vor: "Der Sozialstaat hat den
sozialen Frieden in Österreich gesichert. Die
Verankerung der Sozialstaatlichkeit in der österreichischen
Verfassung soll das in Zukunft erhalten."


6. GOTTESDIENST

Der Bundeskongress der Arbeitsgemeinschaft
Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) in
Batschuns wurde heute mit einem
oekumenischen Gottesdienst abgeschlossen.

Pfarrer Mag. Elmar Simma verwies bei der
Begrüßung auf ein bekanntes Kirchenlied:
"Gott liebt diese Welt. Hilf, Herr, meines Lebens,
dass ich nicht vergebens, hier auf Erden bin."

Pfarrerin Maga. Sabine Neumann zitierte ein
Wort Jesu: "Lass dir an meiner Gnade genügen,
denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."

Der altkatholische Bischof Bernhard Heitz betonte:
"Wer leben will, wie Gott auf dieser Welt, muss
sein/ihr Leben für die anderen einsetzen."


7. FORDERUNGEN

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
Christentum und Sozialdemokratie (ACUS)
Richard Schadauer präsentierte nach dem
Bundeskongress die Ergebnisse:

Die ACUS fordert von der Sozialdemokratie
und von den Kirchen eine deutliche Absage an
jede Form von Neoliberalismus. "Es ist hier
eine 'Bekehrung' aller Menschen, auch von
manchen in der Sozialdemokratie,
vom Standort- und Kostendenken weg
zur sozialen Gerechtigkeit notwendig",
sagte ACUS Bundesvorsitzender Richard
Schadauer.

Die ACUS spricht sich gegen Sozialabbau
und Privatisierung aus: "Wichtige Dinge
wie Post, Bahn, Gesundheitswesen
und Bildung gehören nicht in die Hände von
profitgierigen UnternehmerInnen."

Ein konkretes Konzept für die Einführung
eines Grundeinkommen, das allen
in Österreich lebenden Menschen ein menschenwürdiges
Leben ermöglicht, soll im Rahmen der ACUS und der
SPÖ erarbeitet werden.

Die ACUS fordert die rasche Verwirklichung der
Forderungen des Frauenvolksbegehrens und
unterstützt das Sozialstaats-Volksbegehren, das
beim Kongress vorgestellt wurde.

"Frieden und Gerechtigkeit gehören zusammen", heisst
es in den Psalmen. Die ACUS spricht sich mit klarer Deutlichkeit
gegen den Terror ebenso wie gegen den US-amerikanischen
Krieg gegen die Menschen in Afghanistan aus. "Unsere Neutralität
ist eine Chance, bei Kriegen nicht mitkämpfen zu
müssen. Das neutrale Österreich kann
durch aktive Friedenspolitik einen Beitrag
zur Beseitung der weltweiten sozialen Ungerechtigkeit,
für Abrüstung, vor allem der Atomwaffen, und für die
Lösung der regionalen Konflikte zu leisten.",
meint ACUS-Bundesvorsitzender Richard Schadauer.